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Jg. 58 – 2011 – Heft 1: Adlige Grundbesitzer in ländlichen Gesellschaften Mitteleuropas. Herrschaftspraxis und Innovationsverhalten

Editorial

Im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit war die Landwirtschaft nur Teil einer in der Regel viel umfassenderen ad(e)ligen Herrschaft, die mit Gerechtsamen höchst unterschiedlicher Provenienz verbunden sein konnte: mit Zwing und Bann, Gerichtsrechten, Leibherrschaft, Frondiensten, Zinsen und Gülten, Zehnt- und Patronatsrechten, Markt- und Zollprivilegien sowie mit Befugnissen an Badstuben, Schankstätten, Schäfereien, Waldungen usw.  Daraus resultierten vielfältige Begegnungsräume von adligen und bäuerlichen Arbeits- und Lebenswelten, die oft konfliktgeladen, zugleich aber auch von einem alltäglichen Miteinander geprägt waren. In diesem Kontext will das Themenheft „Adlige Grundbesitzer in ländlichen Gesellschaften Mitteleuropas.

Herrschaftspraxis und Innovationsverhalten“ Gestaltungsoptionen des landsässigen grundbesitzenden Adels anhand konkreter Beispiele aufzeigen  und seine Eingriffsmöglichkeiten und -grenzen in seinem lokalen Herrschaftsbereich deutlich machen. Der zeitliche Schwerpunkt der Beiträge liegt in der Frühen Neuzeit, wobei es insbesondere um adliges Engagement im 18. und frühen 19. Jahrhunderts geht. Der räumliche Untersuchungsrahmen ist weit gezogen und umfasst Adelsgüter in Brandenburg, Sachsen und der Oberlausitz ebenso wie in Nordböhmen und Ungarn.

Auf diese Weise werden höchst unterschiedlich strukturierte Agrar- und  Adelsgesellschaften berührt, indem sie Beispiele sowohl aus gutsherrschaftlich als auch aus grundherrschaftlich geprägten Territorien einbeziehen. Im Mittelpunkt stehen somit die vielschichtigen Einflüsse eines stark zu  differenzierenden Landadels auf die Wirtschaft und Kultur der ländlichen Gesellschaft. Aus der Perspektive mitteleuropäischer Adelsherrschaften soll sich erweisen, inwieweit die in einem komplexen Beziehungsgefüge eingebundenen adligen Guts- und Grundherren Impulse ihrer Zeit aufgriffen und selbst zu „Impulsgebern“ für ihr gesellschaftliches und wirtschaftliches Umfeld wurden. Bezog doch der adlige Grundbesitzer seine Herrschaftsausübung sowohl auf die  Verfügungsgewalt über den Grund und Boden als auch auf die dort lebenden Menschen, woraus er nicht zuletzt auch seinen Regulierungsanspruch im eigenen Machtbereich ableitete und legitimierte. Damit eng verbunden ist u.a. die in der Literatur stets wiederkehrende Frage nach den Innovationsleistungen des Adels im Rahmen seiner Guts- bzw.  Grundherrschaften.

Forschungsdiskussionen dieser Art betrafen nicht nur den Landadel, sondern ebenso geistliche oder landesherrliche Grundbesitzer. Bereits im Zusammenhang mit den erfolgreichen Wirtschaftsaktivitäten der Zisterzienser  im Mittelalter hielt man lange Zeit an der Pionierrolle der Weißen Mönche bei der Verbreitung neuer Pflanzen, Anbaumethoden oder Gerätschaften in der Landwirtschaft fest, bevor begonnen wurde, dies quellenkritisch zu hinterfragen. Besondere Brisanz gewinnt die Frage nach dem  Innovationspotenzial adligen Handelns dann im Hinblick auf das 18. Jahrhundert. Neben der Reformpolitik der aufgeklärten Regenten und den dem Klerus zugeschriebenen Wirtschaftsimpulsen für den ländlichen Raum wurde  auch dem Adel als „Motor der Erneuerung“ eine wichtige Rolle zugebilligt. Inwieweit dies tatsächlich zutraf und ob am Ende des 18. Jahrhunderts bzw. zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Verlust von ständischen Privilegien und Spitzenpositionen in Staat oder Kirche ausschlaggebend dafür war, dass sich viele Adlige nun wieder auf traditionelle Einkommensquellen aus ihrem Landgut zurück besannen und sich daher intensiv der Agrarwirtschaft widmeten, ist unterschiedlich beurteilt worden.8 Fest steht allerdings, dass der Landadel zumindest in einigen deutschen Territorien – ähnlich wie Landesherren oder Prälaten – bereits im 18. Jahrhundert Bemühungen um eine Erhöhung seiner landwirtschaftlichen Erträge erkennen ließ. Damit einher gingen Initiativen generell zur Hebung der ländlichen Verhältnisse, wobei – nach Heinrich Kaak – die Grenzen zwischen sozialen und technisch-betriebswirtschaftlichen Neuerungen verschwimmen konnten.
Nun waren das Engagement des Adels für die eigene Wirtschaftsführung und sozialer Fürsorgeanspruch für die Untertanen allerdings so neu nicht. Bereits im 16. Jahrhundert mehren sich Beispiele für solche Aktivitäten, auch lassen sich im Umfeld der Reformation vielfach Wandlungen im adligen Herrschaftsverständnis ausmachen, die den patriarchalischen (lutherischen) Grundherrn idealtypisch hervortreten ließen, für den die christliche Fürsorgepflicht für seine Familie und seine Untertanen einen hohen Stellenwert einnahm.9 In diesem Sinne werden auch in der von vielen Landadligen rezipierten Hausväterliteratur des 16. bis 18. Jahrhunderts Ansätze greifbar, die Lebensverhältnisse der Menschen auf dem Lande zu verbessern und den dafür in die Verantwortung genommenen Obrigkeiten konkrete Hilfe und Anleitung zu bieten. Doch noch ließen grundlegende Neuerungen etwa bei der Einführung moderner landwirtschaftlicher Methoden und Feldsysteme bzw. konsequente Schritte hin zur Hebung der Untertanensituation, verbunden mit Verbesserungen der Wirtschafts-, Rechts- und Bildungsverhältnisse, auf sich warten. Erst im Zuge der Aufklärung kam es zu einem umfassenden Bewusstseinswandel auch beim Adel, der verbreitet einherging mit einem veränderten Herrschafts- und Selbstverständnis, was letztlich mit dazu beitrug, dass sich bildungsmäßig und ökonomisch entsprechend ausgestattete Adlige offen für neue Ideen in ihrer sozialen und natürlichen Umwelt zeigten.

Wie sich dies konkret im Fall adliger Grundbesitzer in unterschiedlichen mitteleuropäischen Regionen äußerte, welche Motive ihrem innovatorischen Handeln zu Grunde lagen und welche Rolle dabei ihr soziales Umfeld spielte, darum geht es im vorliegenden Heft. Natürlich muss mit Blick auf die hier behandelten Fallbeispiele aus dem mitteleuropäischen Raum zunächst einmal Grundsätzliches geklärt werden: Was meinte „Adel“ in Ungarn oder Böhmen im Vergleich zu Grund- und Gutsherren in deutschen Territorien? War adlige Herrschaftsausübung etwa in ländlichen Gesellschaften Ungarns überhaupt kompatibel mit unseren von deutschen Verhältnissen geprägten Vorstellungen?

Die Beiträge präsentieren von daher ein weit gefächertes Adelsspektrum: In  Böhmen z.B. finden wir die mächtigen Magnaten – aristokratische Gutsherren, die als Mediatgewalten zwischen Krone und Untertanen agierten, denen nicht allein grund-, leib- und gerichtsherrliche Rechte oblagen, sondern die zugleich staatliche Funktionen wie Rechts- und Friedenswahrung, Steuererhebung und nicht zuletzt die Konfessionalisierung der Untertanen erfüllten. In Ungarn haben wir es mit einer äußerst vielschichtig gegliederten Adelsgesellschaft zu tun, die Großgrundbesitzer ebenso umfasste wie eine wiederum stark zu differenzierende Gruppe des niederen Adels bis hin zu den auf Bauernhufen lebenden „Kleinstadligen“, die u.U. noch nicht einmal über Hörige verfügten (András Vári). Mit Sachsen bewegen wir uns im Bereich grundherrschaftlicher Adelsgüter, während in der seit 1635 zum Kurfürstentum Sachsen gehörenden Oberlausitz ebenso wie in Teilen Brandenburgs die mit umfangreicheren Landgütern und Herrschaftsrechten ausgestatteten adligen Gutsherrschaften zu berücksichtigen waren. Hinzu kommen noch die Kommenden des Johanniterordens, d.h. ländliche Herrschaftsbezirke in der Hand adliger Inhaber, die den Gutsherrschaften ähnlich waren. Sieht man genauer hin, zeigt sich deutlich, wie sehr die Ausgestaltung dieser unterschiedlich strukturierten Adelslandschaften das Beziehungsgeflecht und den jeweiligen Handlungsrahmen der Akteure vor Ort beeinflusst hat. Ausschlaggebend für Spielräume und Grenzen herrschaftlicher Einflussnahme waren nicht nur Größe und Rechtslage der adligen Herrschaften oder die Einbindung des Adels in das Machtgefüge von Ständen und Landesfürsten, sondern auch regionalspezifische Wirtschaftsfaktoren und Marktverhältnisse sowie die Folgen von Krisen, Aufständen und Kriegen.
Deutlich wurde außerdem, dass sich Innovations- und Fürsorgeleistungen dem adligen Grundbesitzer eben nicht staatlich verordnen ließen, sie hingen auch im 18. Jahrhundert entscheidend vom herrschaftlichen Willen ab. Und schließlich musste man sich Paternalismus eben auch leisten können. Die Beispiele in den vorliegenden Beiträgen beziehen sich auf ein breites Spektrum adliger Aktivitäten, das von der Ausweitung der Kulturlandschaft durch Melioration und Binnenkolonisation über die Monopolisierung der Schankrechte im Dorf, Bemühungen um das ländliche Schul- und Gesundheitswesen oder die Armenfürsorge bis hin zur Einführung betriebswirtschaftlicher Neuerungen und sozialer Zugeständnisse reicht. Welche Motivation aber stand hinter diesem adligen Wirken „im Geist der Erneuerung“? Heinrich Kaak unterzieht in seinem Beitrag den von der Forschung explizit auf den Adel bezogenen Begriff des  „fortschrittlichen Landwirts“ einer eingehenden Kritik und hinterfragt, worin diese Fortschrittlichkeit brandenburgischer Gutsherren bestanden haben könnte  und welche Rolle sie in deren Denken spielte. Nahe liegend war, dass Agrarinnovationen in adligen Herrschaften vor allem auf die Steigerung herrschaftlicher Einkommen sowie die Ausweitung und Intensivierung der Eigenbetriebe zielten. In diesen Kontext gehören letztlich auch die hier behandelten Maßnahmen böhmischer Gutsherren, die das wirtschaftliche und soziale Potenzial von Untertanengütern stärken und deren Überlebensfähigkeit sichern sollten (Dana Štefanová). Allein rein ökonomisches Kalkül greift indes wohl zu kurz. Armenfürsorge etwa in Form von Stiftungen oder Zahlungen in die Armenkasse war für adlige Grundbesitzer nicht zuletzt ein Akt religiöser Sozialisation und eine Prestigefrage (Elke Schlenkrich). Karitatives Handeln dieser Art, noch dazu auf freiwilliger Basis, gehörte zum herrschaftlichen Selbstverständnis und ließ sich – zumal es an Wohlverhalten gegenüber der Herrschaft geknüpft war – als Mittel der Sozialdisziplinierung einsetzen. Mit der Ausrichtung von Armenessen z.B. konnte zudem väterliche Fürsorge inszeniert und damit adliger Herrschaftsanspruch abgestützt werden. Wenn wir jedoch in den Beiträgen lesen, dass sich der Adel teilweise die Kosten für Innovationen von Staat und Untertanen erstatten ließ, wenn Grundherren (freiwillige) Fürsorgeleistungen an Bedingungen knüpften oder wenn die Herrschaft die von ihren Untertanen eingebrachten Suppliken in der Regel nur positiv beschied, um damit notgedrungen eigene ökonomische Einbußen zu verhindern – etwa wenn andernfalls mit massenhaften Abwanderungen der Hörigen gerechnet werden musste –, kommt allerdings eine gewisse Skepsis hinsichtlich der Innovationsbereitschaft bzw. Fortschrittsträgerschaft des Landadels auf. Mit der Frage nach der Implementierung von Agrarinnovationen geraten schließlich damit verbundene Konfliktfelder in den Blick. Gerade in diesem Punkt treten einmal mehr strukturelle Unterschiede der hier betrachteten Territorien hervor. Vor dem Hintergrund einer sozial stark segmentierten ländlichen Gesellschaft in Ungarn führten beispielsweise Bemühungen um eine profitable Nutzung der für alle Gruppen des Adels so wichtigen Schankrechte zu einem ungleich höheren Konfliktpotenzial als im Alten Reich, was wiederum zu umfassenden Kontrollmaßnahmen Anlass gab (András Vári). Dennoch zeigen sich bei aller regionaler Unterschiedlichkeit adliger Gestaltungsräume doch auch bemerkenswerte Gemeinsamkeiten, die über traditionelle Zuordnungen und dichotome Typologisierungen frühneuzeitlicher Agrarverfassungen hinausreichen: Dies betrifft vor allem die Rolle der dörflichen Gemeinde, genauer gesagt das Aufeinanderangewiesensein von herrschaftlichen und gemeindlichen Institutionen für das Funktionieren lokaler Herrschaft und damit letztlich auch für die Durchsetzung von Agrarinnovationen.

Martina Schattkowsky
Uwe Meiners

 

Editorial S. 8-12

Heinrich Kaak: Fortschrittliche Landwirte? Adlige Innovationsbestrebungen in Brandenburg zwischen Landesherrschaft und Untertanen 1763 bis 1807, S. 12-34

Elke Schlenkrich:  Paternalismus aus Kalkül? Adlige Fürsorgepraxis in ländlichen Gesellschaften Sachsens und der Oberlausitz (18. und 19. Jahrhundert), S. 35-50

Dana Štefanová: Obrigkeitliche Gestaltungsräume in der nordböhmischen Gutsherrschaft Frýdlant (1550-1750), S.51-67

András Vári: Adelsherrschaften, Bauern und Pächter in der ungarischen Gesellschaft zwischen 1711 und 1848, S. 52-89

ABSTRACTS: S 90-92

FORUM S. 93-110

Stephanie Arens: Leitsystem Kunst – neue Wege öffentlicher Mitwirkung im ländlichen Raum. SoziologInnen und KünstlerInnen im Diskurs

Ira Spieker/Sönke Friedreich:  Fremde – Heimat – Sachsen: Staatliche Integrationsmaßnahmen und individuelle Adaptionsstrategien von Vertriebenen als Neubauern

Antje Sander/Uwe Meiners/Gerd Steinwascher/Dagmar Freist: „Hinter dem Horizont…“. Bäuerlich-bürgerliche Eliten in den friesischen Marschen und den angrenzenden Geestgebieten

Werner Rösener: Agrarinnovationen und ihre Folgen vom Mittelalter bis zum 21. Jahrhundert

REZENSIONEN S.111-146

 

Heinrich Kaak:
Progressive farmers? Brandenburg noblemen between the competing interests of sovereigns and subjects from 1763 to 1807
In the 1960s, Hans-Heinrich Müller coined the expression „fortschrittliche Landwirte“ for a number of Brandenburg lords of the manor: In accordance with the model of the domain, they carried out the innovations propagated by Frederick II on their manors. Intended by Müller to prevent their being labelled as an incarnation of everything reactionary, a picture of willingly innovative lords came into being, which was strongly accentuated by Wolfgang Neugebauer in 2009 in his handbook on the history of Prussia. Accordingly, the lords of the manor went above and beyond the domain from 1800 onwards, although they were restricted by the state in their positive development.

In this sense, Neugebauer conceives progress as purely economic, not social. Examples of the March Brandenburg between 1760 and 1790 are given, a time when nobles, lords of the manor or commanders of the Knights’ Order of St. John were involved in cultivating the Netze and the Warthe marshes. When attempts were made to involve the nobles in the innovations from 1763 onwards, they declared that they could not participate financially due to losses in the war, but then developed the tactic of compromising themselves only to progressively pass matters on to the king. They only carried out separations on their own will and on their own expenses, in order to extend their estates. Frederick therefore spoke of the “opposition” and “ingratitude” of the nobility.

In 1768, the Order of St. John created four commanderies out of two existing ones in order to increase the number of nobles’ estates. In 1772, they proposed to erect commanderies in order to put cultivated land in the hands of nobles. Around 1780, Count Finckenstein submitted a comprehensive project for his commandery for the abolition of personal serfdom, parcelling of demesne land and its allocation for lease. Yet, he did not gain (financial) support from the order chapter and the plans gathered dust in a drawer. The second New March commander was only prepared to transform personal serfdom into manorial subjection, emphyteusis should be introduced only on condition that large-scale demesne farms were kept.

These details confirm that in East-Elbia, the manor constituted the epicentre and symbol of the world of the nobility. This corresponded to the inner refusal to parcel large estates and to improve the subjects’ right of ownership even though the benefits were described exactly by Finckenstein. If plans like that were to be implemented, the state or subjects were intended to take on the costs. The state had to take into account the nobles’ drive to extend their estates, even against social principles. Only by strongly protecting the peasants could a development such as in Mecklenburg and Western Pomerania be avoided. Thus, preserving the peasantry as the core of rural society makes the Prussian state the true agricultural reformer.

 

Elke Schlenkrich
Calculated paternalism? The Exercise of seignorial welfare in rural societies of Saxony and Upper Lusatia (18th and 19th century)
The framework of the essay is made up by selected rural societies from Saxony and Upper Lusatia in the 18th and 19th century. In this way, a period of time is looked upon that is characterized by the process of transition from traditional to modern society. The substantial emphasis of the essay lies on the influence exercised by lords of the manor and landlords regarding the poor law administration, the public health system and the educational system; an influence that is illustrated by significant examples. In an aggregating synopsis of the individual analyses of these three different fields of manorial welfare work, particularly mechanisms of inclusion and exclusion, have to be referred to, as they were used in order to stabilize manorial authority. In this respect, manorial welfare proves to be a suitable sphere for applying subtle methods. Above all, charitable action based on the principle of voluntariness was an important instrument for pacifying the interaction between feudal lords and vassals. At the same time, this corresponded with social control and disciplinary action, for support by the feudal lords basically presupposed good conduct and docility. Only along with the code of laws, especially those that became significant from the 1830s, were manorial welfare benefits set apart from the principle of voluntariness, and there was a process of change from the pre-modern (poor) relief system towards the modern institutionalised social insurance.

Moreover, the welfare system as well as the educational system turned out to become spheres of action where municipal councillors also tried to bring in and negotiate their positions. Dana Štefanová Seignorial influence in the Northern Bohemian estate of Frýdlant, 1550-1750 The paper analyzes the interest of the nobility in restructuring different aspects of their estates in the Early Modern period. Among the relevant activities, the paper first refers to reshaping the populated lands and the development of the settlement structure by the creation of new villages or by extending existing settlements. The main reason for this process (but also the consequence of it) was a profound change in rural social structure which resulted in a strong proliferation of sub-peasant smallholders and cottagers. Providing these social strata with small plots of land contributed to the economic stability of the estate, which was one of the main goals of noble activities in this context. Further land reserves were available in village common land and pastures. Thus, village communities and their representatives played an important role in opening these plots for cottage holdings from the sixteenth century onwards. While this already demonstrates that it would be wrong to analyze these developments through the seignorial lens alone, the last section of the paper deals with individual petitions issued by members of the rural population of the Estate of Frýdlant. They frequently petitioned their lord for help and support, especially in the period after the Thirty Years’ War. Their requests had to do with reductions in payments or forced labour services or with support for building or renovating their holdings. In his replies, the landlord frequently offered building materials without payment or reduced the rent of the applicants. The article concludes that landlords were especially interested in retaining the profitability and economic stability of tenant holdings. In this respect, tenant and seignorial interests frequently met and the rural population could thus actively participate in shaping the economy, social structure and settlement structure of rural estates.

 

András Vári
Noble estates, peasants and middlemen-traders in Hungarian society 1711-1848
The paper presents a picture of the deeply segmented society and economy of the Kingdom of Hungary. Long-drawn-out consequences of 17th century wars, insufficient access to global markets and the failure of Habsburg absolutism to penetrate Hungarian society to any significant degree created a unique situation for the estates of noble lords. Here, the grain production of the estates remained largely restricted to the western regions. Elsewhere, it was at  least as profitable to try to gain revenue from seignorial monopolies, e.g. from the right of the estates, but also of the holders of every piece of gentry land, to sell alcoholic beverages, especially wine, at an inn or tavern. Although this was a monopoly right, elopers, free-riders and rivals tried to have a share in the profits – which in turn led to endless conflicts among different strata of an estate society still extremely variegated and unregulated by the weak Habsburg absolutism. From 1767 to 1774 there was a systematic delineation of what lands the peasants used and what belonged to the lord, as well as a definition of dues and rights of peasants and lords. Yet, the continuing finely graded social segmentation along with the notion that possession of gentry and noble land, no matter how small, entitled to these seignorial monopoly rights, ensured the continuation of intense strife among differently privileged groups on the one hand, evading and smuggling peasants on the other. Another source of conflict was the fact that the actual practice of the right to sell  lcoholic beverages was frequently leased out. The leaseholders were mostly foreign-ers – many of them Jewish. It seems that there was a functional relationship between their being a middleman and a member of an ethnicreligious minority: those who were on the margins of the social hierarchy in this society of estates, needed and were able to bridge the gaps between social groups and make money in the process. In this way, the paper explains, being outsiders meant that they were able to best fulfil the position of the publican. This, however, is true not in a concrete sense of having some expert knowledge of foreign origins, but in a somewhat more general way. Rather than being experts in reckoning or trade, leaseholders appear to have been experts in getting along with representatives of different social strata. What they might have had was social competence, which proved to be more useful than good bookkeeping.

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